33. Workshop in Lübeck

33. Workshop vom 09.-11.11.2018

Freitag, 09.11.

In diesem Jahr trafen wir uns in der Jugendherberge vor dem Burgtor in Lübeck. Nach dem gemeinsamen Abendessen versammelten wir uns im Gruppenraum und eröffneten das Treffen mit einer Vorstellungsrunde.

Im Anschluss zeigte eine unserer Seefrauen Fotos aus ihrer Kümofahrt auf der „Simon B“ als Chief Mate. Die „Simon B“ kann bis zu 2.200 t im Sommer laden und fährt in der Nordsee und Ostsee (dort überwiegend). Ladungen sind: Stahlprodukte: Steel Coils, Brammen, Stahlplatten, Stahlträger, Roheisen, Schrott. Getreideprodukte: Weizen, Roggen, Gerste, Mais, Raps, Rapsschrot, Sojaschrot. Andere Bulk Ladungen: Splitt, Salz, Dünger, Gips, Zuckerrüben Hackschnitzel, Pellets aus Zuckerrüben, Holzpellets. Projektladungen: Windradteile wie lange Rohre, Rohrschuss, Segmente, Deckel, Plattformen, Stahlkonstruktionen, Maschinenanlagen wie Transformatoren, überwiegend mit selber Laschen.

Eine weitere unserer Seefrauen berichtete, was seit ihrem letzten Vortrag in der Fahrt auf holländischen Traditionsseglern passiert ist. Sie fuhr letztes Jahr auf der „Swaensborgh“ und strebt an, in zwei Jahren dort als Kapitänin zu fahren. Die „Swaensborgh“ ist ein Dreimasttopsegelschoner und wird von einem Kapitän, einem Steuermann und einem Matrosen gefahren. Das Fahrtgebiet ist vor allem die Ostsee und es kommen bis zu 32 Passagiere mit, die selbstverständlich beim Segeln mit eingebunden werden. Die „Swaensborgh“ kann von Gruppen aller Art gechartert werden. Häufig sind es
Schulklassen.

Im Anschluss an die Vorträge saßen wir noch lange zusammen und tauschten uns angeregt über die Geschehnisse seit dem letzten Workshop aus.

Samstag, 10.11.

Auf einer gemütlichen kleinen alten Barkasse trafen wir uns beim Anleger an der Untertrave. Die Hafenrundfahrt führte zunächst nach Norden unter der Holstenbrücke hindurch, vorbei an Salzspeichern und Holstentor zur linken und Altstadt zur rechten. In der Altstadt steht das ehemalige Zollhaus. An der Stelle war früher eine Kette über die Trave gespannt. Wollte ein Schiff den Hafen verlassen, so musste es erst den Zoll entrichten bevor die Kette abgesenkt wurde.
Weiter ging es entlang des Oldtimerhafens. Dort liegen Schiffe holländischer Bauart, ehemalige Fischerboote, ein Ewer, ein Nachbau eines Frachtschiffes aus der Hansezeit und das ehemalige Feuerschiff Fehmarnbelt, das in Brake gebaut wurde.
Hinter der Drehbrücke gelangt man in den Hansahafen, der früher für den Stückgutumschlag genutzt wurde und nun mit 6 Metern Wassertiefe zu flach ist. Im Folgenden passierten wir am Westufer einen Museums-Schwergutkran, der 40 t heben konnte. Dahinter geht es in den Wallhafen. Es folgt die ehemalige Lübecker Schiffswerft, die nun zur Reparatur von Baggern und Kränen sowie Bau von Windkraftanlagen genutzt wird. Am Ostufer liegt das Werk der Firma Brügge, die Müsli und Cornflakes produziert. Dort drehten wir um und fuhren Richtung Altstadtinsel, um diese im Uhrzeigersinn zu umrunden.
Von der Untertrave fuhren wir unter der Hubbrücke hindurch in den Klughafen und die Kanaltrave,die die Altstadtinsel im Norden und Osten umgeben. Lübeck wird auch als Stadt der 7 Türme bezeichnet, die man vom Wasser aus gut sehen kann. Bei der Umrundung erhielten wir schöne Ansichten von Stadttor, Stadtmauer mit Wallanlagen. Die alte Stadtmauer war 8 bis 10 Meter hoch. Alle 500 Meter befand sich ein Mauerhaus, in dem die Stadt Soldaten zur Sicherung einquartierte.
Zeitweilig sicherten 1200 Kanonen die Stadt. Kurios ist ein Turm, der zwar alt aussieht, aber in Wirklichkeit ein ehemaliger Luftschutzbunker ist, dessen Beseitigung nicht möglich war und der dann stadtbildgerecht umbaut wurde.
Im Süden der Altstadt befindet sich am Kaisertor das Gebäude der alten Navigationsschule, die nun geschlossen ist und nach Flensburg verlegt wurde. Ein kleiner Schlenker führte uns durch eine sehr nah am Wasser gebaute Kleingartenkolonie, deren Häuser auf Stelzen stehen. Beim Mühlengraben stehen zwei Gebäude, die bis 1957 als Wassermühlen im Betrieb waren. In einem wurde Weizen gemahlen, in dem anderen Roggen. Hatte die Wakenitz nicht genug Wasser geführt, um die Mühlenteiche zu füllen, musste das Getreide im Gebäude der Rossmühle mit Pferdestärken gemahlen werden.
Auch schön anzusehen waren die Häuser der Gänge und die Gebäude ehemaliger Speicher und Lagergebäude. Bei Hochwasser, das bis zu 2 m über dem normalen Wasserstand ausfallen kann, werden diese Gebäude im Erdgeschoss überflutet. Auch das jetzige Mönchslager ist ein Luftschutzbunker, der im Aussehen des ursprünglichen Mönchslagers umbaut wurde.

Im Anschluss an die Hafenrundfahrt teilten wir uns auf und erkundeten die Altstadt und deren Kaffees in kleineren Gruppen. Wieder in der Jugendherberge trafen wir uns am Nachmittag im Gruppenraum, um Verbandsangelegenheiten zu besprechen.

Zu Abend aßen wir an einer langen Tafel im traditionellen Saal der Schiffergesellschaft Lübeck. Dort saßen wir unter einem großen Kerzenleuchter im vollen Vertrauen auf die mittelalterliche Statik der Deckenbalkenkonstruktion und ließen uns von sehr adretten Kellnern verwöhnen. Den Abend ließen wir dann in gemütlicher Runde im Speiseraum der Jugendherberge ausklingen.

Sonntag, 11.11.

Am Sonntag genossen wir eine Führung im Hansemuseum. Neben den allgemeinen Erläuterungen zu Geographie, Politik und Wirtschaft wurde es so manch interessantes Detail erzählt. Besonders wichtige Häfen waren Brügge als Knotenpunkt zum Mittelmeerhandel und Nowgorod für den Handel nach Asien. Schiffe waren für die Hansekaufleute die schnellsten Transportmittel. Die Stadt Lübeck hat sich ihre Rechte durch Schummelei erwirkt. Erst nach der Entdeckung Amerikas
verlor die Hanse an Bedeutung. Dem letzten Hansetag wohnten nur noch sechs Städte bei. Lediglich Hamburg, Bremen und Lübeck sind niemals aus dem Hansebund ausgetreten.

In den Anfängen der Schifffahrt wurden die Koggen von den Kaufleuten selbst geführt. Die Reise nach Nowgorod dauerte ein Halbes Jahr, wobei das letzte Stück über den See und Fluss mit kleineren Booten erfolgte. Zweimal im Jahr brachen Kaufleute in den Osten auf. Sie fuhren immer an der Küste entlang und ankerten bei ungünstigem Wetter. Um sich vor Piraten zu schützen, führten sie Schwerter und Rüstung mit. Als Proviant dienten auch Hühner, die man kopfüber anband, woraufhin diese sich nicht mehr bewegten und lange frisch blieben. Fässer waren die „Container“ von damals und zerbrechliche Güter wurden in Butter gegossen, die nach dem Erkalten als Transportschutz diente. Auch ein Priester war dabei, er diente als Dolmetscher und stellte sicher, dass niemand beim Ableben ohne Sterbesakramente in die Hölle musste. Während der Abwesenheit der Männer führten die Frauen die Geschäfte zuhause. Erst später wurden die Söhne losgeschickt und Mannschaften angeheuert.

Im Anschluss an die Führung endete der Workshop. Die meisten Seefrauen reisten ab, einige wenige saßen noch bei Kaffee und Kuchen im Museumskaffee zusammen und ließen das schöne Treffen ausklingen.

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