26. Workshop in Hamburg

26. Workshop vom 14.-16.11.2014

Freitag, 14.11.

Am Freitag trafen schon am Spätnachmittag die ersten Verbandsmitglieder von außerhalb in der Seemannsmission Gr. Elbstr. ein. Für unsere Tagung hatten wir einen Raum gebucht und 10 Mitglieder von außerhalb hatten sich dort außerdem einquartiert. Es ist ein wunderbarer Ort mit Blick auf den Hafen und die vorbeiziehenden Schiffe. Auch die Organisatorinnen sorgten für den Abend vor. Sie bereiteten ein leckeres, kaltes Büfett. Unsere Vorsitzende begrüßte alle und bedankte sich für das zahlreiche Erscheinen.

Um 2000 begann eine unserer Seefrauen, die seit 2008 bei der BG Verkehr als Hafenstaatkontrolleurin arbeitet, mit ihrem Vortrag über das Seearbeitsübereinkommen und im speziellen zum Thema Arbeits- und Ruhezeiten der Seeleute. Sie beamte viele Themen zum Mitlesen und kommentierte die einzelnen Sachgebiete.
Herr Oltmann, der schon einige Jahrzehnte den Duckdalben leitet und die Probleme der Seeleute täglich hautnah hört, erzählte immer zwischendurch über seine Erfahrungen mit den Seeleuten und deren Berichte vom Bordleben.
Der Vortrag war sehr interessant. Erschüttert waren wir über die vielen Missstände an Bord. Die Vortragende berichtete uns auch über ihre beruflichen Erfahrungen, die sie immer wieder auf den Schiffen erlebt. Z.B. wenn Schiffe absolut nicht den Vorschriften entsprechen und die Seeleute sehr darunter zu leiden haben, z.B. durch ausstehende Heuerzahlungen, fehlenden Proviant oder Überarbeitung. Einige Schiffe wurden deshalb von ihr und ihren Kollegen schon festgehalten. Kein leichter Job ist das und auch mit negativen Erlebnissen z.B. verbalen Angriffen usw. verbunden.
Nach dem Vortrag verabschiedete sich Herr Oltmann und äußerte, dass ihm der Abend mit uns Seefrauen außerordentlich gut gefallen hat. Er musste noch zu einer anderen Verabredung mit seiner Barkasse zurück in den Hafen.

Mit einem gemütlichen Beisammensein und netten Gesprächen endete der Abend.

Samstag, 15.11.

Ganz in Ruhe genossen wir das Frühstück im Seemannsheim Altona und die maritime Atmosphäre, bevor wir uns um 0900 auf den Weg Richtung Baumwall zum Feuerschiff machten. Der Weg war zu Fuß gut zu erreichen, nur der frische kalte Wind ließ uns etwas frösteln. Bereits bei Gruner+Jahn stießen wir auf den Rest der Gruppe, den Hamburgern, die unter der Hochbahn einen Platz zum Parken gefunden haben.

Am Feuerschiff angekommen wartete bereits eine Barkasse auf uns, die eine unserer Seefrauen durch ihre ehrenamtliche Arbeit für uns organisiert hat und auch während der folgenden Hafenrundfahrt zu allem etwas zu erzählen hatte.
Wir begannen unsere Rundfahrt in der alten Speicherstadt, vorbei an der modernen HafenCity und am letzten existierenden Hafenspeicher hin zum Reiherstieg. Dann ging es weiter durch die Strom-Schleuse, die verhindern soll, dass sich die Elbe hinter Hamburg mit Sedimenten voll setzt, zur Köhlbrandbrücke und dem Containerterminal Altenwerder. Die Blohm+Voss Docks dürfen bei einer Hafenrundfahrt natürlich auch nicht fehlen, ebenso wenig die Musicalhallen. Nach knappen anderthalb Stunden waren wir wieder am Anleger und deutlich schlauer, was die Geschichte des Hafens angeht.

Der nächste Programmpunkt war das Hafenmuseum. Dank der vorhandenen Autos konnten wir ganz bequem dort hin fahren, denn zu Fuß, mit Rad oder Bus, wäre der Weg doch ganz schön lang geworden. Dort angekommen, führte Herr Hermann Wiese in die historische Lotsenstube der Brunsbütteler Elblotsen. Diese wurde 2007, als das alte Lotsenhaus durch einen Neubau ersetzt wurde, vollständig abgetragen und originalgetreu im Hafenmuseum wieder aufgebaut. Durch die angedeuteten Fenster konnte man sogar eine alte Photographie von ca. 1900 sehen, die genau den Blick aus den Fenstern von damals zeigte. Dort konnten wir uns erst einmal mit Tee und Kaffee aufwärmen und ein paar Früchte verhalfen zu neuer Kraft.
Die anschließende Führung war ebenfalls sehr spannend und informativ. Herr Wiese führte uns durch Anschlagmittel, Ladegeschirre + Kaikräne, Import- und Massengüter sowie das Wiegen, durch Taucherei + Wasserbau, den Holz-, Reparatur-, Dampfkraft-, Niet- und Schweißschiffbau und zum Schluss zeigte er uns noch einen Nachbau eines Hebewerk-Docks, das ein eigenes Kraftwerk besaß, um die Schiffe aus dem Wasser zu heben.
Interessant waren auch seine Erläuterungen zu dem Lagerhaus an sich. Prinzipiell wurden in einem Lagerhaus Importgüter landseitig und Exportgüter see- beziehungsweise hafenseitig gelagert, um ein schnelles Be- und Entladen zu garantieren. Ein modernes Containerschiff ist heutzutage genauso breit, wie die Lagerhäuser damals.
Um 1400 war die Führung in etwa vorüber und wir kamen in der Lotsenstube noch einmal zusammen, um zum Mittag ein paar liebevoll belegte Brote zu essen.

Danach ging es gleich weiter auf die MS Bleichen, die derzeit ehrenamtlich restauriert wird. Ihr Baujahr war 1958, so feierte man letztes Jahr ihr 55-jähriges Bestehen. Damals war sie für den Hamburg-Finnland Dienst bestimmt und besitzt deswegen eine spezielle Eisklasse. Besonders ist ihr hydrodynamisches Übersetzungsgetriebe im Maschinenraum zwischen Maschine und Propeller. Gefahren wird dennoch nach der Propellerdrehzahl und nicht nach der Maschinenumdrehung.
Der Laderaum der MS Bleichen kann heutzutage als Veranstaltungsraum genutzt werden. Die rauen, leicht rostigen Seitenwände geben eine tolle Atmosphäre. Gelegentlich führt auch die Wasserschutzpolizei Trainings auf dem Schiff durch.

Durchgefroren und ein bisschen erschöpft fuhren wir zurück zur Seemannsmission, wo wir den Abend bei einem schönen gemütlichen Abendessen auf der Bergedorf in Övelgönne ausklingen ließen.

Sonntag, 16.11.

Die Frühaufsteher unter uns haben sich tatsächlich einen Wecker gestellt, um noch einen Bummel über den nahe liegenden, berüchtigten Fischmarkt zu machen. Die anderen hatten nach dem Frühstück aber auch noch eine halbe Stunde, um zumindest einmal schnell hinüber zu schlendern und das ein oder andere Schnäppchen zu schießen.

Anschließend ging es wieder nach Övelgönne. Diesmal aber in den kleinen Pavillion direkt auf dem Fähranleger. Dort heizte ein kleiner Kamin uns alle ganz schön ein. Ein toll gewählter Ort, um abschließend über die Belange des Verbandes zu sprechen.

Zurück