21. Workshop in Brake
26.-28.11.2010
Freitag, 26.11.
Am Freitagabend treffen wir uns im Schifffahrtsmuseum in Brake.
Anschließend fahren wir zum nautischen Essen nach Elsfleth. Ehrengast sind Bundeskanzler a.D. Gerhard Schröder sowie der Beluga-Chef Niels Stolberg, der am Nachmittag die Ehrenbürgerwürde der Stadt Elsfleth für sein Engagement um den maritimen Campus erhalten hat.
Samstag, 27.11.
Der Samstag beginnt mit einem gemeinsamen Frühstück im Museum. Zwei Vertreterinnen der örtlichen Tageszeitungen sind anwesend (Kreiszeitung Wesermarsch und Nordwestzeitung).
Unterdessen formiert sich eine Überraschung im ersten Stockwerk: die Shanty Singers Delmenhorst geben uns ein Ständchen. Es handelt sich um einen der seltenen Damenshantychöre allerhand abwechslungsreiche Lieder und Geschichten darboten.
Als Gäste haben wir die Deutsche Seemannsmission aus Bremerhaven zu Besuch. Ihre Arbeit besteht u.a. aus Schiffsbesuchen, Clubleitung und Werbung um Kooperationspartner. Die Seemannsmission steht auf der Kippe, weil die evangelische Kirche Gelder einspart und auch die Seemannsmission betroffen ist. Das katholische Gegenstück ist die Stella Maris. Uns interessiert natürlich, ob bei Schiffsbesuchen vermehrt weibliches Personal angetroffen wird. Es gibt inzwischen philippinische Kadettinnen (Deck und Maschine), Indien soll auch Frauen ausbilden. Außerdem wird von guten Gesprächen mit einer türkischen ersten Offizierin gesprochen.
Darauf folgte eine angeregte Diskussion: Frauen zur See und Familienplanung. Tatsache ist, dass es ein großes brachliegendes Potential für die deutsche Wirtschaft darstellt, wenn gut ausgebildete Frauen nach der Familienplanung keine Möglichkeit der Rückkehr ins Berufsleben haben. Die Unternehmen müssen sich für gut ausgebildete Frauen öffnen, wobei aus Erfahrung der Verbandsmitglieder ein großes Hindernis das Arbeitsklima und die Verhaltensweise junger Chefs sind.
Auf einem der nächsten Workshops soll ein Erfahrungsaustausch der Frauen an Bord angeregt werden sowie die rechtlichen Grundlagen geklärt werden, wenn eine Seefrau schwanger wird.
Ein Verbandsmitglied berichtet über die Tai Pan, ein Schiff der Emder Reederei Komrowski. Es wurde von Piraten gekapert. Die Besatzung konnte sich in einen Schutzraum retten und legte das Schiff still. Später befreiten holländische Soldaten das Schiff.
Wir machen einen Rundgang durch das Museum und brechen dann nach Elsfleth auf. Dort werden wir von einer nautischen Offizierin durch das maritime Zentrum geführt. Sie ist hier Dozentin und unterrichtet Englisch, Ladung und Sicherheit. Wir bekommen Einblicke in alle Werkstätten, wo Schiffsmechaniker:innen ausgebildet werden. Alles ist neu und auf modernstem Stand. Im Außenbereich können Feuerlösch-Übungen und solche zur Ladungssicherheit durchgeführt werden.
Im Anschluss besichtigen wir das neu eröffnete Museum unter fachkundiger Führung. Es werden keine Kosten und Mühen gescheut. So darf eine ehemalige Funkerin nach 30 Jahren zum ersten Mal wieder ein Telegramm abgeben und eins absetzen. Watt'n Wunder, es klappt noch. Als Belohnung gibt es die 1. QSL-Karte ihres Lebens. Das Museum ist auf jeden Fall einen weiteren Besuch wert.
Nun haben wir ein wenig Freizeit zur Verfügung, ehe wir uns auf der Lissy zum Abendessen treffen. H. W. Janssen lässt es sich nicht nehmen, trotz anderer Verpflichtungen ein Grußwort an uns zu richten. Das Curry-Reis-Gericht schmeckt uns sehr gut. Bei einem Klönschnack untereinander lassen wir den Abend ausklingen.
Sonntag, 28.11.
Nach dem Frühstück am Sonntagmorgen unternehmen wir eine Hafenrundfahrt mit einem Bus. Wer Brake von der Wasserseite aus kennt, denkt an eine schnelle Führung. Weit gefehlt. In Begleitung eines Mitarbeiters der Firma Müller, der seit 30 Jahren dort arbeitet, haben wir Einblicke in fast jeden Lagerschuppen und erfahren, dass Brake Europas größter Umschlaghafen für Futtermittel und Getreide ist. Wir sehen Unmengen der unterschiedlichsten Getreide und Hülsenfrüchte. Der Hafenbereich wird zur Zeit erweitert, d.h. die Pier verlängert, weil die Verschiffung von Windkraftteilen dazukommt. Früher wurde viel Holz nach Amerika und Kanada verschifft, aber durch die Bankenkrise ist der traditionelle Holzhausbau in Übersee ausgebremst. Im Braker Seemannsheim sehen wir zum Schluss einen Film über die Leistungsfähigkeit der Hafenanlagen.