Bachelorarbeit zum Thema Brandursachenermittlung und bauliche Prävention auf Frachtschiffen (2011)

Könnt Ihr Euch noch daran erinnern, als wir vor genau zehn Jahren unseren sechsten Workshop in Rostock auf der Fähre Mecklenburg durchführten? Damals nahm zum ersten Mal eine 15-jährige Fachoberschülerin aus Bayern teil. Die meisten von uns haben sie gar nicht so recht wahrgenommen, aber sie hatte im Sommer bei einer Praktikumsreise auf einem Containerschiff Seeluft geschnuppert und so tauchte sie auch auf den nächsten Workshops auf. Bald schon gehörte sie zum festen Stamm der Workshop-Teilnehmerinnen und uns allen war klar, dass sie mal eine aktive Frau zur See werden würde.

Wir verfolgten ihren beruflichen Werdegang und wenn es irgendwie erforderlich war, stand die eine oder andere von uns ihr zur Seite. Nach dem Abitur begann sie eine Lehre als Schiffsmechanikerin, die sie mit Erfolg abgeschlossen hat. Danach hätte sie sofort ein Studium aufnehmen können, doch sie wollte erst praktische Erfahrungen sammeln und so fuhr sie noch einige Monate zur See. Als sie dann vor drei Jahren das Nautik Studium an der Hochschule Wismar, Fakultät für Ingenieurwissenschaften, Bereich Seefahrt in Rostock- Warnemünde aufnahm, hatte sie gegenüber ihren Kommilitonen den Vorteil, dass sie die geforderte Fahrzeit bereits absolviert hatte und somit auch wusste, wovon die Rede war. Trotzdem fiel ihr das Studium nicht immer leicht, aber mit viel Ehrgeiz und Fleiß bestand sie eine Prüfung nach der anderen.

In den vergangenen Wochen schrieb sie an ihrer Bachelor-Thesis. Sie selbst hatte das Thema ausgewählt, denn sie war der Ansicht - und wie es sich herausstellte mit Recht – dass dieser Problematik zu wenig Augenmerk geschenkt wird. Mit viel Elan und hohem Zeitaufwand wertete sie ca. 630 Brandermittlungsberichte verschiedener Quellen aus und musste dabei feststellen, dass bei weitem nicht alle Brandereignisse auf Frachtschiffen erfasst worden waren. Auch war die Qualität der Berichte sehr unterschiedlich, so dass die Ergebnisse nicht alle miteinander verglichen und auch keine allgemeingültige Statistik aufgestellt werden konnte. Dennoch war eine Tendenz bezüglich der Brandentstehungsorte und der Brandursachen erkennbar. Kühn zog sie ihre Schlussfolgerungen und schrieb diese nieder.

Ich habe sie in der vergangenen Zeit begleitet und mich auch mit dem Thema ihrer Abschlussarbeit beschäftigt, damit ich ihr nicht nur moralische, sondern auch fachliche Unterstützung geben konnte. Dabei merkte ich sehr bald, dass sie den Stoff bis ins Kleinste beherrscht, nur bei der freien Wiedergabe unsicher wirkte. So haben wir in intensiven Gesprächen die anstehende Verteidigung trainiert und ich versprach ihr, wenn möglich, daran teil zu nehmen. Heute war es nun so weit. Die Aufregung war groß, denn ihr Betreuer und prüfender Professor war krank geworden, so dass nicht klar war, ob die Verteidigung überhaupt stattfinden würde, aber die Prüfungskommission war vollständig und wenn auch mit etwas Verspätung, so konnte sie doch ihre Arbeit vorstellen. Von Anfang an wirkte sie souverän. Sicher und ruhig trug sie die Kernpunkte vor, gab erläuternde Ergänzungen und äußerte auch ihre kritischen Bemerkungen bezüglich einer freiwilligen Umsetzung der durchaus vorhandenen technischen, aber kostenintensiven Möglichkeiten für einen Brandschutz an Bord. Die Fragen der Prüfungskommission beantwortete sie zügig. Hierbei konnte sie wiederum auch ihre praktischen Erfahrungen aus der aktiven Seefahrtzeit erfolgreich einbringen. Ich hatte ein gutes Gefühl, als sich die Prüfungskommission zur Beratung zurück zog und ich hatte mich nicht getäuscht.

Nach kurzer Zeit wurde ihr das Ergebnis der Verteidigung bekannt gegeben, sie erhielt für ihre Arbeit und den Vortrag die Note 1,3. Sie konnte es kaum fassen, so ein gutes Ergebnis erzielt zu haben, denn dadurch wird sich ihre Gesamtabschlussnote wesentlich verbessern. Sie kann auf ihre Leistungen stolz sein, wir gratulieren ihr dazu aus ganzem Herzen und wünschen ihr für die Zukunft weiterhin viel Erfolg, immer ein gutes Schiff und eine sie unterstützende Besatzung.

RS

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