Zu Besuch an Bord der Maike (2020)
Am 14. Oktober haben ein paar Seefrauen unsere ehemalige Kommilitonin und mittlerweile Chief Mate in Brake auf der Maike besucht. Während wir letztens die Strecke auf der Weser im Simulator gefahren sind, fährt sie nun mit einem echten Schiff ganz allein auf Brücke an der Stromkaje in Bremerhaven vorbei. Hochachtung! Neben dem Radar liegt ein kleiner Schmierzettel mit den Funkkanälen – aha, so geht das also mit der funktechnischen Reiseplanung. :)
Nachdem wir gewartet haben, bis die Maike fest an der Pier vertäut ist, begrüßt sie uns mit den Worten: „Moohoin, Gangway gibt’s hier nicht.“ Soso, Safety first. :) Aber der AB passt gut auf, dass wir von der Leiter an der Pier sicher aufs Schiff kommen. Danach gehen die Jungs auf Kammer und der Kapitän nach Hause – heute ist also mal freier Abend. Die Masken behalten wir wegen Corona auf, besser Vorsicht als Nachsicht. Als dann der Agent, ebenfalls ein Elsflether Student, kommt, sehen wir fasziniert zu wie sie routiniert das Brückenbusiness abwickelt. Mit fünf Frauen an Bord waren wir hier ausnahmsweise mal in der Überzahl.
Bevor sie uns das Schiff zeigt, müssen wir einmal kurz in den Maschinenraum, um auf den Hafendiesel umzustellen. Bewundernd schauen wir zu wie sie am Schaltschrank herumdrückt. Zwischen den 750kW-Vorlesungen in der Theorie und dem praktischen Umsetzen des Wissens an Bord sind doch Welten…
Sie führt uns einmal über das gesamte Schiff vom Bug mit dem Topplicht, das immer ausfällt, wenn sie mal wieder mit dem Typhon grüßt, über einen kleinen Vorraum im Vorschiffbereich für dessen Luke sie sicherheitsbewusst ein Gegengewicht bestellt hat, damit diese niemandem auf den Kopf fällt, bis zu den Aufbauten. Dort gibt es sogar so eine Art zwei Hospitals, eines zur Erste Hilfe Behandlung und eines mit freischwingendem Bett, das allerdings schrecklich quietscht. Ein besonderer Hingucker sind die vier üppigen Basilikumtöpfe in der Gally. Der motivierte Koch schafft es seit einigen Monaten diese zu erhalten und macht sogar Pesto daraus. Das Essen an Bord lässt dementsprechend nichts auszusetzen. Für uns, die wir als Kadetten auf etwas größeren Schiffen unterwegs waren, sind sowohl Brücke als auch Kammern und die Gänge etwas eng. Die Messe ist jedoch sehr schnuckelig, da können eben maximal sechs Leute gleichzeitig essen.
Insgesamt hört sie sich sehr glücklich an, ist mit ihrer Mannschaft, dem Schiff und ihrem 1:1-Vertrag zufrieden. Nebenbei erzählt sie, dass sie bei dem vorherigen, etwas unangenehmeren Kapitän an einem Ladungsrechner gebastelt hätte. Gestern erfahre ich im Supermarktgespräch von einem Kadetten, der bei ATR gefahren ist, dass dieser Ladungsrechner bereits GL zertifiziert und auf allen ATR-Schiffen eingesetzt wird. Wow, wir sind stolz auf dich!
SZ