Wasserschutz-polizist:in
Kapitänin eines etwas anderen „Schiffs“

Schon immer habe ich die Seefahrt geliebt. Jetzt habe ich seit fast zwei Jahren die Ehre, als Leiterin das Wasserschutzpolizeikommissariat 2 in Hamburg Steinwerder zu führen. Das dazugehörige Revier erstreckt sich über zentrale Teile des Hafens und der Alster. Es ist eine besondere Rolle, da ich erst die zweite Frau bin, die in der 237-jährigen Geschichte der Hamburger Wasserschutzpolizei eine solche Position innehat.
Meine berufliche Reise begann mit einer Ausbildung zur Rettungsassistentin, da ich zunächst ein Medizinstudium anstrebte. Als ich jedoch in einer Kölner Zeitung las, dass Seefahrer*innen gesucht werden, wusste ich sofort, dass dies genau das Richtige für mich war. Ich bewarb mich über 40 Mal, bis ich endlich einen Praxissemesterplatz bekam und mein Nautikstudium in Flensburg beginnen konnte. Während meiner Praxissemester fuhr ich auf der Nord- und Ostsee sowie nach Frankreich, Großbritannien, Skandinavien und Russland; zuerst auf Feederschiffen und später auf Produktentankern. Dabei erlebte ich viele schöne und spannende Momente, musste mich aber auch gegen Vorurteile behaupten. Einmal wurde mir kurzfristig das Einsteigen untersagt, weil der Kapitän keine Frauen an Bord haben wollte, da diese seiner Meinung nach Unfrieden brächten. Glücklicherweise hat mir der Verband Frauen zur See helfen können und eine Lösung gefunden, sodass ich meine restliche Fahrzeit absolvieren konnte.
2012 wechselte ich nach erfolgreichem Studienabschluss aufgrund der schlechten Perspektiven in der Berufsschifffahrt zur Wasserschutzpolizei nach Hamburg. Als Quereinsteigerin begann ich mein Bachelorstudium an der Akademie der Polizei. Meine Laufbahn führte mich anschließend durch eine 16-monatige Ausbildung im Einsatz- und Fortbildungszug der Wasserschutzpolizei, wo nach dem Studium bzw. der Ausbildung zur Schutzpolizist*in die wasserschutzpolizeilichen Fachthemen vermittelt werden. Dafür besuchte ich unter anderem die Wasserschutzpolizeischule für verschiedene Lehrgänge. Außerdem erwirbt man die Berechtigungen zum Führen der verschiedenen Polizeiboote. Anschließend wechselte ich in den Schichtdienst an ein Wasserschutzpolizeikommissariat.
Die Aufgaben der Wasserschutzpolizei Hamburg sind vielfältig. Wir sind auf allen Hamburger Gewässern für die Einhaltung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung zuständig, überwachen nationale und internationale Schifffahrtsvorschriften und verfolgen Umweltdelikte. Außerdem nehmen wir, als einzige Landespolizei, die grenzpolizeilichen Aufgaben im Hamburger Hafen wahr.
Neben den Einsätzen zu Wasser mit unserer Bootsflotte besetzen meine Kolleg*innen aber auch Funkstreifenwagen und übernehmen von der Aufnahme von Verkehrsunfällen bis hin zur Verfolgung von Straftaten, wie etwa Diebstählen, Körperverletzungen oder Trunkenheit im Verkehr, alle Aufgaben des polizeilichen Alltags.
Genau diese Vielfalt des Einsatz- und Aufgabenspektrums und die Möglichkeit des eigenverantwortlichen Arbeitens macht für mich Tag für Tag den besonderen Reiz bei der Wasserschutzpolizei Hamburg aus.
Das Interesse einer Bewerbung für den höheren Dienst ergab sich dann, nachdem ich den Gleichstellungplan der Polizei Hamburg gelesen hatte. Dieser wies u.a. aus, wie wenig Frauen zu diesem Zeitpunkt in Führungspositionen bei der Polizei vertreten waren. Das nahm ich als Ansporn und gab meine Bewerbung für das Aufstiegsverfahren in den höheren Dienst der Polizei ab. Nachdem ich das Auswahlverfahren nach einer umfangreichen Abwägungs- und Vorbereitungsphase erfolgreich absolviert hatte, habe ich als junge Mutter 2022 das Masterstudium an der Hochschule der Polizei in Hiltrup abgeschlossen.
Wie für die meisten Eltern nicht nur bei der Polizei Hamburg, ist die Vereinbarung von Familie und Beruf auch für mich und meinen Mann, der auch bei der Wasserschutzpolizei Hamburg tätig ist, eine Herausforderung, aber ebenso Motivationsquelle. Ich möchte anderen ein Beispiel dafür sein, dass die Polizei Hamburg Frauen und insbesondere Müttern die Möglichkeit bietet, in Führungspositionen zu kommen und darin auch erfolgreich sein zu können.
Heute leite ich das Wasserschutzpolizeikommissariat 2 mit etwa 85 Mitarbeitenden. Meine Reise ist zwar anders verlaufen, als ich es mir zu Beginn meines Nautikstudiums vorgestellt hatte, aber ich habe das Gefühl, meine Karriereziele erreicht zu haben, auch wenn ich die aktive Seefahrt manchmal vermisse.
ME