Besuch im Flottenmanagement der Reederei (2022)
Als eine unserer Seefrauen erfahren hat, dass ich bei Hapag-Lloyd als nautische Offizierin anfange, hat sie mir gleich angeboten, dass ich mich jederzeit an sie wenden könnte. Wie schön für mich, eine langjährige Seefahrerin bei derselben Firma als Ansprechpartnerin zu haben. Am Tag der Firmenweihnachtsfeier hat sie mich in ihr Büro eingeladen.
Für mich war es das erste Mal, dass ich das Gebäude von Hapag-Llloyd am Ballindamm in Hamburg betreten habe, da mein Vorstellungsgespräch aufgrund von Corona leider digital stattfand. Die riesige Eingangshalle lässt mich ehrfürchtig innehalten. Die freundlichen Damen am Empfang erklären mir den Weg zu ihrem Büro. Dank meines Mitarbeiterausweises darf ich direkt zu ihr gehen. Noch bepackt mit Schlafsack und Tasche für die Übernachtung nach der Weihnachtsfeier komme ich zu ihr ins Büro mit dem Türschild „Fleetmanagement“. Sie teilt sich dieses mit einem Kollegen, der aber heute nicht da ist. An den Wänden hängen moderne Gemälde und natürlich steht auch ein großes Modellschiff in ihrem Büro. Alles sehr schick. Vor allem der höhenverstellbare Schreibtisch (den wir an Bord leider nicht haben) beeindruckt mich.
Sie erklärt mir, dass sie an einer Software arbeitet, die alle Personalbelange bündelt und den Austausch von Personaldaten zwischen Schiff und Büro vereinfacht. Dabei ist sie die Schnittstelle zwischen den Softwareentwicklern und der Personalabteilung. Als ehemalige Seefahrerin weiß sie, was an Bord gebraucht wird und wie die Vorgänge effizienter gestaltet werden können. Sie zeigt mir an ihren zwei Bildschirmen die einzelnen Funktionen in der Demoversion: persönliche Daten, Zertifikate, Lehrgänge, Einsatzplanung, Bewertungen etc. Ich frage mich, warum es so ein cooles Tool nicht schon längst gibt. Tja, in digitaler Hinsicht hinken wir in Deutschland im Gegensatz zu anderen Ländern eben oftmals noch hinterher. Umso besser, dass sie die digitale Personalverwaltung jetzt auf Vordermann bringt.
Als ich mir die Datenbank so anschaue, kriege ich natürlich gleich Bedenken hinsichtlich meines Datenschutzes. Bei meinem ersten Einsatz an Bord, musste ich erstmal erläutern, wie ich denn mit Geburtsort München zur Seefahrt gekommen wäre. Wenn der Kapitän jetzt also nicht nur Zugang zu meinem Reisepass hat, sondern beispielsweise noch Einsicht in meine Bewerbungsunterlagen oder vorige Bewertungen hat, dann schwant mir ein Verhör und evtl. in Schubladen gesteckt zu werden noch bevor ich überhaupt angefangen habe, zu arbeiten. Aber sie beruhigt mich: Bestimmte Angaben wie das Hochzeitsdatum sind freiwillig und je nach Position (Personalchef oder Kapitän) sind nur bestimmte Daten freigeschaltet.
Sie erzählt mir, dass sie mit ihrem Landjob glücklich ist und es für sie vor drei Jahren der richtige Zeitpunkt für einen Absprung an Land gewesen ist. Auch ich könnte mir einen Job im Büro einer Reederei irgendwann mal vorstellen, wenn ich an Land gehen möchte. Aber erstmal bin ich Feuer und Flamme für die Seefahrt.
Danke für diesen Einblick in deinen Job!
SZ