Ich bin Irene. (2019)

Moin!

Ich heiße Irene und studiere im siebten Semester Nautik in Elsfleth. Aufgewachsen bin ich aber wie viele Seefahrerinnen gar nicht an der Küste, sondern in Erfurt. Schiffe fand ich schon immer interessant und als Schülerin nahm ich an einem Segeltörn des Vereins Clipper teil und erkundete eine Woche lang mit einem Traditionssegler die Ostsee. Damit war die Begeisterung endgültig geweckt und neben weiteren Törns nutzte ich die Schulzeit für das maritimste, was in Thüringen so möglich ist: die Sportbootführerscheine erwerben.

Dadurch verfestigte sich der Berufswunsch und gleich nach dem Abi fuhr ich nach Flensburg zur Marineschule. Während der Ausbildung dort und auf der Gorch Fock stellte ich dann aber fest, dass mir zwar die Seefahrt wirklich Spaß macht, ich meine Ausbildung aber lieber zivil fortsetzen möchte. Ich tauschte also Flecktarn gegen Overall und begann die NOA-Ausbildung bei ATR Landhandel.

Die folgenden sechs Monate verbrachte ich auf Ilka und Maike, beides Küstenmotorschiffe mit 72 beziehungsweise 82 m Länge. Eine ganz andere Welt als bei der Marine, denn hier sind nur fünf oder sechs Personen an Bord, mich eingerechnet. Wenige Wochen zuvor waren es noch 200 Leute auf 82 Metern Schiff. Meine Vorkenntnisse waren sehr nützlich, sodass ich schnell in den Bordalltag eingebunden wurde. Die meisten Reisen fanden auf der Nordsee statt, häufig nach England, zwischendurch Niederlande und Frankreich. Dank motivierter Steuerleute und Kapitäne lernte ich neben praktischen Tätigkeiten wie Entrosten und Malen auch schon viel über Navigation, Reiseplanung und Maschine. Auch ein Werftaufenthalt stand mit auf dem Programm. Und Gelegenheiten zum Landgang, wo ich regionale Käsespezialitäten getestet habe.

Dann ging es nach Elsfleth, und nach einer Segelreise auf dem Ausbildungsschiff Großherzogin Elisabeth mit dem ganzen Semester war klar, dass Studieren viel mehr Spaß macht als Schule, denn man trifft Leute mit ähnlichen Interessen und beschäftigt sich mit Themen, die man in der Praxis später braucht.

Entsprechend vergingen die Theoriesemester schnell und jetzt befinde ich mich im zweiten Praxissemester auf Anouk, einem der beiden jüngeren Schiffe der ATR-Flotte. Durch eine andere Crew als im ersten Semester lerne ich auch dieses Mal wieder einiges dazu, denn schließlich hat jeder eine andere Herangehensweise und andere Schwerpunkte. Ich konnte astronomische Navigation ausprobieren und viel Übung beim Steuern im Nord-Ostsee-Kanal erwerben, denn die Reisen führen jetzt häufig in die Ostsee.

Insgesamt fühle ich mich wieder sehr wohl an Bord und freue mich schon darauf, nach den Abschlussprüfungen richtig loszulegen als Steuerfrau.

 

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